Gartenreise Südengland und Cornwall

Samstag, 30.5. bis Samstag 6.6.2015
Rosenfreunde Ulm und Staudenfreunde Ostalb 

Samstag, 30.5.2015

Frühmorgens starteten wir gutgelaunt in Ulm und kamen nach einer problemlosen Fahrt überpünktlich in Calais an. Deshalb mussten wir dort auf unsere Fähre warten, doch die Zeit wurde angenehm verkürzt mit einem „Stehimbiss“ am Bus. Wir wurden auf unser Reiseziel gekonnt eingestimmt mit einem Glas „Pimm´s“, das ist ein traditioneller englischer Longdrink, und dazu gab es wunderbare Sandwiches.

Die Fährüberfahrt verlief reibungslos und schon bald begrüßten uns die weißen Klippen von Dover. Die Weiterfahrt mit dem Bus führte uns durch die Grafschaft Kent zum Hotel, wo wir unsere erst Nacht auf englischem Boden verbrachten.

Sonntag, 31.5.2015

Ein üppiges englisches Frühstück stärkte uns für unsere erste Gartenbesichtigung, die uns nach Avebury Manor führte. Dieses ehemalige Herrenhaus (= manor house) lag inmitten eines Landgutes, das sich seit dem 15.Jh. bis 1991 in Privatbesitz befand, dann übernahm der National Trust das Anwesen. Aber schon die privaten Eigner hatten den Garten nach Plänen von 1700 restauriert und der National Trust hat diese Arbeit fortgesetzt. So spazierten wir durch einen Garten, wie er in früheren Zeiten „modern“ war: eine Mischung aus Nutz- und Ziergarten mit vielen Obstbäumen, Topiary (=Formschnitt), einem großen Küchengarten und natürlich englischen Borders.

Zudem liegt der Landsitz mitten in einer sehr geschichtsträchtigen Gegend. In Avebury befindet sich der größte Steinkreis der Welt. Nicht so bekannt wie Stonehenge, aber in seiner Dimension beeindruckend. Der fast vollständig erhaltene Kreis umschließt das gesamte Dorf Avebury und beginnt gleich hinter den Gutsgebäuden. Auch uns erfasste die fast mystische Atmosphäre dieser Landschaft und wir fuhren beeindruckt von Garten und Umgebung weiter zu unserem nächsten Ziel.

Hier, in Hestercombe, erwartete uns etwas völlig anderes. Diese berühmte Anlage wurde in ihrer heutigen Form von zwei bedeutenden Gartenkünstlern geschaffen: der Architekt Edwin Lutyens plante den Garten, für die Bepflanzung zeichnete sich Gertrude Jekyll verantwortlich. Dies ergibt eine beeindruckende Harmonie – die architektonischen Elemente waren durch die Pflanzen geschickt betont. Ein Gesamtkunstwerk aus Mauern, Treppen, Wasserläufen, umpflanzt mit Rosen, Callas, Zistrosen, Rosmarin, Bergenien, verwoben durch das allgegenwärtige spanische Gänseblümchen.

Das große Parterre bildet den Mittelpunkt des Gartens, von dort gelangt man in weitere Gartenzimmer mit Pergolen, einer Orangerie und Terrassen.

Diesem durchgeplanten Garten schließt sich ein Landschaftspark an, der in seiner 1995 restaurierten Form die aus dem 18.Jh. stammende Anlage wieder aufleben ließ: verschlungene Wege führen durch waldiges Gelände vorbei an Seen, Wasserfällen, kleinen Tempeln und künstlichen Grotten.

Mit insgesamt 17ha ist es fast unmöglich, Garten und Park in ihrer Gesamtheit zu erwandern, zumal auch noch das Herrenhaus für Besucher geöffnet war und uns einen Einblick in das Landleben des englischen Adels vermittelte.

Erfüllt von so vielen neuen Eindrücken fuhren wir weiter in das Seebad Torquay, wo wir unser Hotel für die nächsten Tage bezogen. Nach dem Abendessen hatten manche dann noch die Energie, das Städtchen an der „englischen Riviera“ auf eigene Faust zu erkunden.

Montag, 1.6.2015

Der heutige Tag begann mit einer Fahrt durch das Dartmoor. Dieses Hochmoor ist Ursprung vieler Sagen und Mythen. Und beim Anblick der düsteren Mauern von Dartmoor Prison, dem mitten im Moor gelegenen Gefängnis, war man durchaus gewillt, manche Schaurigkeit zu glauben. Fast lieblich wirkte dagegen das in ein Tal gekuschelte Dörfchen Widcombe in the Moor, mit seiner malerischen Granitkirche, dem verwitterten Friedhof und den reetgedeckten Cottages.

Nach einer kurzen Fahrt erwartete uns das Highlight des Tages: der RHS Garden Rosemoor. Leider hat es bei unserer Ankunft begonnen zu regnen, und wir haben einige Zeit mit Unterstehen verbracht. Dennoch konnte uns der Wettergott den Aufenthalt nicht verderben.

Rosemoor besteht eigentlich aus zwei Gärten. 1988 übergab eine passionierte Pflanzensammlerin ihren naturnah gestalteten Privatgarten der Royal Horticultural Society (RHS). Diese Pflanzengesellschaft erweiterte die Anlage mit einem in zahlreiche Gartenzimmer gegliederten Schaugarten und einem Besucherzentrum. Während der erste Garten in seiner ursprünglichen Form voll Ruhe und Beschaulichkeit erhalten blieb, ist der neuere Gartenteil vollgepackt mit Pflanzen und Informationen. Und um wenigstens einen Teil der herrlichen und lehrreichen Anlage erwandern zu können, ließ sich keiner von uns vom regnerischen Wetter abhalten. Gut beschirmt kamen wir letztlich alle begeistert zurück zum Bus, einig in der Meinung, dass dieser Garten eine weitere Reise wert wäre, aber mit viel Zeit und wenn möglich Sonnenschein.

Nun ging es weiter nach Exeter, wo wir die gotische Kathedrale besichtigten. Dazu ließen wir uns viel Zeit, denn der geplante Stadtrundgang durch Exeter fiel sprichwörtlich ins Wasser. Der Himmel hatte nun alle Schleusen geöffnet, dazu blies ein kräftiger Wind. Für den heutigen Tag hatten wir genug „liquid sunshine“!

Dienstag, 2.6.2015

Der Tag begann mit einer Busfahrt in strömendem Regen, wobei wir das erste Mal bis nach Cornwall fuhren. Als wir an unserem ersten Ziel ankamen, hatte sich das Wetter zum Glück beruhigt und von jetzt ab wurde es täglich besser.

So konnten wir Trewithen Gardens trockenen Hauptes erkunden und es gab viel zu sehen. Mächtige, zu Bäumen herangewachsene Magnolien, Rhododendren und Kamelien ließen uns staunen, die üppigen Borders brachten alle ins Schwärmen. Zudem hatten wir das Glück, dass der lauschige, ummauerte Privatgarten ausnahmsweise geöffnet war. Nur der kleine, neu angelegte Rosengarten war eine Enttäuschung, denn die Rehe des angrenzenden Parks hatten den jungen Pflanzen arg zugesetzt. Doch diese Gartenanlage ist ja auch nicht der Rosen wegen berühmt, sondern für die Sammlung von exotischen und wie schon erwähnt bemerkenswert großen Bäumen, die fast zu einer besonderen Art von Dschungel zusammengewachsen sind.

Nun ging es weiter an die malerische und doch auch schroffe Küste Cornwalls nach Polperro. Dieses ehemalige Schmugglerdorf, eng geschmiegt an die Klippen um einen malerischen Naturhafen, hat nichts von seinem urigen Charme verloren. Heute sind Touristen die Haupteinnahmequelle der Bevölkerung, aber die urigen Pups, die vielen verwunschenen Gässchen, verbunden durch steile Stufen, ließen auf jedem Schritt die ehemalige Geschichte des Ortes spüren.

Auf der Rückfahrt zum Hotel in Torquay hatten wir genügend Zeit, diesen Tag noch einmal Revue passieren zu lassen.

Mittwoch, 3.6.2015

Heute führte unser Weg in einen entlegenen Winkel von Devon nach Coleton Fishacre. Dieses Pflanzenparadies erstreckt sich über 12 ha und führt aus einem Hochtal hinunter zum Meer. Durch das Anwesen fließt ein Bach, der an mehreren Stellen zu kleinen Seen gestaut wurde. Durch die besonders günstigen klimatischen Bedingungen und der Nähe zum Golfstrom wachsen hier Pflanzen, die man soweit nördlich nicht mehr erwarten würde und dazu noch in einer fast sprachlos machenden Üppigkeit. So wandert man hinab über das terrassierte Gelände durch dschungelähnliches Grün, dazwischen exotische Blüten in überschwänglicher Fülle. Der Weg führt über schmale Pfade, kleine Brücken und Steinstufen zum Meer. Von dort kann man auf alten Schmugglerwegen entlang der Klippen spazieren und hat dabei einen herrlichen Ausblick auf die Bucht „Pudcombe Cove“.

Auch das zum Anwesen gehörende Wohnhaus war für Besucher geöffnet. Wieder genoss man die phantastische Sicht über den Garten und mancher träumte wohl davon, hier den gesamten Urlaub verbringen zu dürfen.

Aber wir mussten Abschied nehmen von diesem besonderen Stückchen Erde und wandten uns dem nächsten Ziel zu.

Am Nachmittag erreichten wir The Garden House, und dieses Anwesen stellte sich als komplettes Kontrastprogramm zum vorherigen Garten heraus. Am Rande des Dartmoors gelegen muss dieser Garten mit widrigem Wetter, kalten Winden und strengen Winterfrösten zu Recht kommen. Um die Bepflanzung zu schützen wurden Mauern gesetzt und Hecken gepflanzt. Alte Turmruinen und halb verfallene Cottages wurden in die Planung mit einbezogen und so wirkt der Garten fast ein wenig verspielt. Durch den gelungenen Wind- und Wetterschutz blühte es auch hier üppig. Die Rosenblüte hatte in diesem Garten noch kaum begonnen, aber dafür kamen wir in den Genuss von herrlich blühenden Pfingstrosen, Wisterien und verschiedenen Schneeball-Arten. Ein verwunschener Pfad führte durch einen Ahornwald, der durch die verschiedenen Blattfarben zu gefallen wusste.

Manch einer stärkte sich noch im Gartencafé mit Tee und Gebäck, bevor wir unsere Fahrt fortsetzten.

Ein Spaziergang durch das Dartmoor ließ uns dann ganz nahe an die „Einwohner“ dieser Heidelandschaft kommen. Die karge, windzerzauste Gegend wird fast nur von freilaufenden Schafen und den bekannten Dartmoor-Ponys bevölkert, die überall zwischen den zahlreichen Stechginstersträuchern auftauchten und keine Scheu zeigten.

Dann besichtigten wir noch zwei alte Postbrücken, die schon vor Jahrhunderten aus großen Steinen und Steinplatten über einem kleinen Fluss errichtet wurden, und von denen die neuere heute noch benützt wird.

Das war heute unser letztes Ziel, wir fuhren zurück zum Hotel und genossen unser Abendessen.

Donnerstag, 4.6.2015

Ein ganz besonderer Garten erwartete uns heute: „The Lost Garden of Heligan“. Dieser große, parkähnliche Garten wurde ab 1990 aus einem langen Dornröschenschlaf erweckt, nachdem er viele Jahre fast vollständig verwildert war. Von dem ehemals etwa 400 ha großen Landgut sind heute wieder ca. 80 ha für die Öffentlichkeit zugänglich. Die damaligen Besitzer hatten über Generationen einen Sammlergarten geschaffen, mit seltenen Bäumen und Pflanzen. Doch als die Familie erlosch, war der Garten dem Verfall preisgegeben.

1991 beschloss der holländische Filmproduzent Tim Smit, den Garten zu restaurieren. Mit diesem Vorhaben stieß er sogar bei den als skurril geltenden Engländern auf Unverständnis, aber er ließ sich nicht beirren. Mit seinen sachverständigen Helfern gelang es ihm in mühevoller Arbeit, die verloren geglaubten Pflanzenschätze wieder zu finden und schließlich dieses Kleinod zu schaffen, das wir nun besichtigen konnten. Es sind stimmungsvolle Gartenräume entstanden, die uns heute Einblick in die lange Geschichte des Gartens ermöglichen. Vom gepflegten Ziergarten in italienischem Stil, einem umfriedeten Nutzgarten, einer großen Sammlung an Rhododendren und Kamelien bis hin zum subtropischen Dschungel mit großen Baumfarnen durchwanderten wir dieses beeindruckende Ergebnis einer inzwischen preisgekrönten Gartenrestauration. In den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden waren zudem hübsche Restaurants und Cafés untergebracht, in denen man „local food“ genießen konnte, was viele nach dem manchmal auch anstrengenden Spaziergang über das weitläufige Gelände gerne annahmen.

So fuhren wir in jeder Hinsicht zufrieden weiter zu unserem nächsten Ziel.

In „Pinsla Garden“ präsentierte sich uns eine völlig andere Gartenwelt. Verhältnismäßig klein und überschaubar, wird dieses Gelände von den Besitzern gepflegt und ihrer Philosophie entsprechend naturnah gestaltet. Sie nahmen uns persönlich sehr herzlich in Empfang und führten uns durch ihr Refugium. Bald merkte man, dass das Gelände doch größer war, als man auf den ersten Blick erkennen konnte, denn hinter jeder Mauer und jeder Hecke gab es Neues zu entdecken. Zudem hatten die Besitzer eine kleine, aber feine Raritätengärtnerei angegliedert, und es wurde dort eifrig eingekauft. Nahe beim Wohnhaus waren dann schon die Tische gedeckt, und dort konnte man sich bei Kaffee, Tee und Kuchen nach dem Gartenrundgang stärken.

Freitag, 5.6.2015

Heute hieß es Abschied nehmen von unserem Hotel in Torquay. Wir fuhren wieder Richtung Gravesend, wollten aber auf dem Weg dorthin einen weiteren, sehr berühmten Garten besichtigen: die Anlage von „Mottisfont Abbey“.

Wie der Name nahelegt handelt es sich bei dieser Anlage um eine ehemalige Abtei der Augustiner. Einige Gebäudeteile lassen sich bis ins 13.Jh. zurück datieren, die alte Klosterkappelle kann heute noch besichtigt werden. Im Laufe der Jahrhunderte wurde Mottisfont zuerst in ein Tudor-Anwesen und schließlich in das Landschloss des 18. Jahrhunderts umgebaut, das wir heute noch besichtigen können.

Natürlich war es interessant, einen Eindruck vom Landleben der englischen upper class zu erhalten, aber wir waren weniger wegen der Architektur nach Mottisfont gekommen. Dieses Anwesen ist berühmt für seine Gartenanlage. Und deren meistbesuchter Teil ist die Rosensammlung, die sich im ehemaligen ummauerten Klostergarten befindet. Ab 1970 begann der Gartendesigner Graham Thomas in dieser besonderen Umgebung eine herrliche Rosenanlage zu schaffen Er sammelte über 300 seltene und besonders schöne historische Rosen und bewahrte sie vor dem Verlust. Aber auch moderne Rosen, vor allem solche des Züchters David Austin, wurden aufgepflanzt. Durch das günstige Mikroklima waren die Rosen fast voll erblüht und wir konnten die üppige Pracht kaum begreifen. Endlich kamen die Rosenliebhaber unter uns uneingeschränkt auf ihre Kosten.

Doch auch sonst gab es viel zu bestaunen, vor dem Herrenhaus liegt ein schönes Parterre, das als Knotengarten angelegt ist, der angegliederte Park beherbergt viele exotische Bäume und manche altehrwürdige kleine Gebäude. In den ehemaligen Stallungen sind ein Café und der Pflanzenshop untergebracht. Ein kleiner, künstlicher Bachlauf begrenzt das Gelände nach Osten, überquert von kleinen, pittoresken Brücken, deren Geländer allesamt bewachsen sind von Ramblern oder anderen Kletterpflanzen.

Beeindruckt setzten wir unsere Fahrt fort. Es ging zurück nach Kent, wo wir unser letztes Reiseziel erreichten.

Am Nachmittag trafen wir in Charts Edge Gardens ein. Diese private Gartenanlage ist „nur“ drei Hektar groß, ließ aber vor allem den Staudenfreunden das Herz aufgehen. Schon die Zufahrt zum Garten bietet Bemerkenswertes: Pflanzinseln, deren Bepflanzung bestimmten Kontinenten entstammte, ließen schon erahnen, dass uns etwas Besonderes erwartete. Dazu zählt dann ein langes, einen Wasserlauf flankierendes Regenbogenbeet, dessen Stauden farblich von reinem Weiß über Gelb bis zu dunklem, fast schwarzem Rot aufgepflanzt sind. Des Weiteren ein beeindruckender Steingarten direkt am Wohnhaus und ein großer Waldgarten mit seltenen Bäumen und Schattenstauden, in dem es viel zu entdecken gab. Zum Abschluss wurden wir noch mit Tee und Kuchen bewirtet, worauf manche aber verzichteten, um auch noch die letzte Minute in diesem Paradies auszukosten.

Aber wir mussten uns verabschieden und es ging weiter zum Hotel in Gravesend, in dem wir unser letztes Dinner einnahmen.

Samstag, 6.6.2015

Nun hieß es Abschied nehmen von England. Schon früh am Morgen ging es durch Kent zum Fährhafen in Dover, von dort weiter Richtung Kontinent. Die Fahrt nach Hause verlief ohne Probleme und wir kamen alle wohlbehalten in Ulm an.

Diese Reise hat uns nach Devon und Cornwall in den Südwesten Englands geführt und uns dort sehr unterschiedliche Gärten erkunden lassen. Immer wieder beeindruckte uns die vielfältige Gestaltung der besuchten Anlagen.

Bedanken möchten wir uns bei Nicole Haas, die das Programm für uns zusammengestellt hatte und uns mit viel Geduld und Humor geführt hat. Unsere erfahrenen Busfahrer hatten noch manchen Tipp parat und chauffierten uns sicher durch den englischen Linksverkehr. Auch den Bäckerinnen gebührt Dank für die vielen leckeren Kuchen und Sandwiches, die uns manche Wartezeit verkürzten.

Es war eine rundum gelungene Reise, die Stimmung war immer gut, auch das anfänglich wechselhafte Wetter konnte uns nichts anhaben. Und natürlich wurden auch viele grüne Andenken an diese Fahrt mit nach Hause genommen, so dass in manchem süddeutschen Garten englische Pflanzen an diese tolle Reise erinnern.

Text: D. Strähle
Bilder: W. Sinnecker

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